Das Heim von Mats Strandberg

Erschienen als Taschenbuch
im Fischer Tor Verlag
insgesamt 426 Seiten
Preis: 11,00 €
ISBN: 978-3-596-70377-7
Kategorie: Thriller, Horror

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Joel muss seine demenzkranke Mutter Monika schweren Herzens in ein Pflegeheim bringen. Als sich Monikas Zustand immer mehr verschlechtert, denkt er natürlich zuerst, es würde an der hinterhältigen Krankheit liegen. Doch es ist etwas Böses, das von Monika Besitz ergriffen hat …

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Mit „Das Heim“ hat sich Mats Strandberg aus meiner Sicht selbst übertroffen und einem modernen Klassiker des Horrors erschaffen. Sein Ausflug in ein Alten-und Pflegeheim ist wirklich unheimlich und steckt gleichzeitig auch voller Wahrheiten. Bei diesem Roman hinkt der Vergleich, Mats Strandberg wäre der schwedische Stephen King, nicht so sehr wie bei seinen anderen Büchern. In „Das Heim“ entwickelt sich das Grauen und der Horror aus einer Alltagssituation und macht das Geschehen dadurch umso erschreckender und auch authentischer. Die Beschreibungen der Arbeitsabläufe in einem Altenheim gleichen denen meiner Schwester, die in einem solchen Heim arbeitet, in jeder Hinsicht. Auch diese Realitätsnahe tragt dazu bei, dass man den Schrecken, der sich in die Institution und bei den Bewohnern einnistet, deutlich spürt. Hinzu kommen die Gedankengänge des Protagonisten, die seine Figur lebendig, glaubhaft und sympathisch machen. Bei all diesen Aspekten hat Strandberg ganze Arbeit geleistet und konnte mich absolut überzeugen.

Strandbergs Schreibstil ist einfach, aber flüssig zu lesen und äußerst effektiv. Er schafft es, eine unglaublich bedrohliche und unheimliche Stimmung aufzubauen, die sich durch den ganzen Roman bis zum erschreckenden Finale hinzieht. Ein wenig erinnert „Das Heim“ an den Kinoerfolg „Der Exorzist“, bewegt sich aber niemals auf den Pfaden eines Plagiats, sondern besitzt eine eigene Geschichte, in der es ebenfalls um Liebe, Zuwendung, Hilflosigkeit und natürlich Gut und Böse geht. Während des Lesens dachte ich unentwegt, was für einen genialen, stimmungsvollen Film man aus dieser literarischen Vorlage machen könnte. Und ich hoffe, dass es eines Tages vielleicht dazu kommen wird.
Geschickt vermischt Strandberg grusligen Horror mit einer alltäglichen Tragik, die uns allen drohen könnte: Ein Familienmitglied leidet an Demenz und muss in ein Pflegeheim. Ist die Krankheit schon ein Albtraum, so setzt Strandberg der Bedrohung noch einen Aspekt hinzu, nämlich eine dämonische Entität.

Mit sich langsam immer stärker aufbauender Spannung zieht Strandberg seine Leser von der ersten Seite an in seinen Bann. Im Verlaufe der Handlung wird die Geschichte immer beklemmender und unheimlicher. Auch wenn man „Das Heim“ nicht mit Strandbergs Debüt „Die Überfahrt“ vergleichen kann, so hat mich der vorliegende Roman weitaus mehr gepackt. Mats Strandberg ist nach „Die Überfahrt“, dem hier besprochenen „Das Heim“ und seinem neuesten Werk „Die Konferenz“ für mich einer der Autoren, deren nächsten Romane ich kaum erwarten kann. Seine Bücher sind ganz großes Kopfkino, „Das Heim“ insbesondere.

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Fazit: Unheimlich, atmosphärisch und extrem gut geschrieben.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Mary von Anne Eekhout

Erschienen als gebundene Ausgabe
bei btb
insgesamt 416 Seiten
Preis: 22,00 €
ISBN: 978-3-442-75987-3
Kategorie: Drama, Belletristik

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Ein in Romanform erzählter Lebensabschnitt der bekannten Autorin Mary W. Shelley.

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Nicht nur „Frankenstein“, sondern auch die anderen Geschichten und Romane von Mary W. Shelley sind beeindruckende Werke der Weltliteratur. Die Geschichte von Shelley, einer starken Persönlichkeit, hat mich schon immer interessiert, und so war ich natürlich extrem neugierig, was Anne Eekhout zu erzählen hat. Ihr biografischer, historischer Roman mit fiktiven Einschübe hat meine Erwartungen um einiges übertroffen. Dieses Buch entwickelt bereits nach den ersten Seiten einen unglaublichen Sog, dem man sich nur schwer beziehungsweise gar nicht entziehen kann. Eekhouts Schreibstil ist gehoben, außerordentlich poetisch und sehr bildhaft. Die Geschichte um Mary, die sich hauptsächlich dem Jahr 1812 widmet, wo Mary bei einer Gastfamilie lebt, ist so faszinierend, dass ich gut und gerne weitere 400 Seiten hätte lesen respektive verschlingen können. Dieser Zeitabschnitt wird noch vermischt mit jener legendären Nacht in Genf, die Shelley mit ihrem Mann, ihrer Stiefschwester und Lord Byron verbracht hat und in der ihr die Idee zu „Frankenstein“ kam.

„Mary“ ist ein Ausflug in einen kleinen Lebensabschnitt dieser interessanten Schriftstellerin, der sich nicht nur mit der Fantasie dieser jungen Frau beschäftigt, sondern auch einen Einblick in die Gepflogenheiten jener Zeit gibt und die teils wirre Gefühlswelt von Shelley beleuchtet, die zu dieser Zeit ja noch ein junges Mädchen war.
Manchmal erinnerte mich Eekhouts Schreibstil sogar an die Ausdrucksweise von Shelley, so gewählt und wunderschön zu lesen. Eekhout zeigt in ihrer Geschichte auch Mut, in dem sie sexueller Begebenheiten schildert, die einerseits zeigen, wie unreif beziehungsweise unsicher Shelley sich in ihren jungen Jahren verhielt, und andererseits belegen, wie künstlerisch und literarisch begabt sie schon war.
„Mary“ ist ein unglaublich atmosphärische Abenteuer über eine ganz große Schriftstellerin, das einfühlsam und emotional geschrieben wurde. Anne Eekhout hat es von Anfang bis Ende geschafft, mich mit ihrem Roman in den Bann zu ziehen.

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Fazit: Wunderschön und stimmungsvoll geschrieben. Muss man gelesen haben.

Der Fährmann von Christopher Golden

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Buchheim Verlag
insgesamt 370 Seiten
Preis: 23,95 €
ISBN: 978-3-946330-01-0
Kategorie: Horror, Mystery

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Eine persönliche Tragödie, die Janine fast das Leben kostet, bringt sie wieder ihrem Ex-Freund David nahe. Durch ihre Nahtoderfahrung ist sie in Kontakt mit einem Wesen gekommen, das sie in bis in die Realität verfolgt. Gemeinsam mit David versucht Janine, sich diesem übernatürlichen Gegner zu stellen.

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Christopher Golden ist mit „Der Fährmann“ ein tolles, atmosphärisches Buch gelungen, das man nur schwer aus der Hand legen kann (und möchte). Auch wenn es sich hier um einen Horror-Roman handelt, den man fast schon als „klassisch“ bezeichnen könnte, wird in erster Linie eine ganze wunderbare (und irgendwie auch tragische) Liebesgeschichte erzählt. Die beiden Protagonisten (aber auch eine der Nebenrollen) wachsen einem sehr schnell ans Herz und man spürt förmlich die Funken und die gegenseitige Sympathie zwischen den Zeilen. Es macht wirklich unglaublich Spaß, Janine und David dabei zu begleiten, wie sie sich einander (wieder) nähern. Während so mancher Passage musste ich feststellen, dass ich diese Liebesgeschichte fast spannender fand als die Horrorhandlung.

Goldens Schreibstil ist prägnant und erinnerte mich so manches Mal an den von Bentley Little, den ich im übrigen auch sehr schätze. „Der Fährmann“ ist ein Pageturner, der auf keiner Seite langweilt. Egal, ob und was passiert, man ist als Leser mittendrin und möchte wissen, wie es weitergeht. Ich könnte mir die Handlung sehr gut als Film vorstellen, zumal Golden alles sehr bildhaft und detailliert beschreibt.
Im Grunde genommen passiert nicht einmal wirklich viel, und dennoch kann man das Buch nicht zur Seite legen, weil es äußerst spannend und unterhaltsam geschrieben ist. Zum Inhalt des Buches kommt dann auch noch das sehr ansprechende Äußere hinzu, das die „Politik“ des Buchheim Verlages, was die Schönheit eine Buches betrifft, unterstreicht. Die Covergestaltung und die Illustrationen wurden von keinem Geringeren als John Howe gestaltet, der unter anderem bei Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Trilogie mitgewirkt hat.

Insgesamt ist Christopher Goldens „Der Fährmann“ ein Buch, das mich sowohl äußerlich als auch inhaltlich absolut überzeugt hat und bei dem ich sicher bin, dass ich es eines Tages nochmals lesen werde. In die Hand nehmen werde ich es zwischendurch bestimmt immer wieder einmal, um darin herumzublättern.

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Fazit: Atmosphärischer Pageturner in einer tollen Ausgabe.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Kühe von Matthew Stokoe

Erschienen als gebundene Ausgabe
im FESTA Verlag
256 Seiten
22,80 €
ISBN: 978-3-86552-528-4
Kategorie: Horror, Belletristik, Drama

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Der 25-jährige Steven träumt davon, eines Tages das Glück zu finden, wie es ihm im Fernsehen vorgegaukelt wird. Wäre da nicht Stevens Mutter, die ihn seit seiner Geburt misshandelt und erniedrigt. Lucy hingegen, die eine Etage über ihm wohnt, könnte sein Leben verändern. Steven beginnt in einer Fleischverarbeitungsfabrik zu arbeiten, wo er Cripps kennenlernt, der ihm erste Tipps gibt, wie Steven sein Leben zum „Guten“ verändern könnte.

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„Kühe“ ist kein Buch für zwischendurch. Und es ist ein Werk, das die Lager spaltet: Für die einen ein ekelhaftes Machwerk, das über die Grenzen geht, für die anderen ein literarisches und in seiner Aussage fulminantes Meisterwerk. Hier gibt es kein Dazwischen, entweder man mag Stokoes Ausflug in die menschlichen Abgründe oder eben nicht. Ich gehöre eindeutig zu den ersteren, denn ich habe selten so ein Buch gelesen, dass mich derart gepackt und in seinen Sog gezogen hat, wie dieses. Man muss natürlich offen dafür sein, sonst wird das Ganze schlichtweg nicht funktionieren. „Kühe“ ist in der Tag eines der ekligsten und schockierendsten Bücher, die ich jemals gelesen habe. Und dennoch verpackt Matthew Stokoe diese bluttriefende, abartige Handlung in eine philosophische Reisen, die den menschlichen Abgrund behandelt. Manchmal fühlte ich mich durch diesen Sog wie in einem Film von David Lynch.
Und das Buch hinterließ ein ähnlich bedrückendes, mulmiges Gefühl in der Magengegend wie seinerzeit Marian Doras Film „Cannibal – Aus dem Tagebuch eines Kannibalen“, sollte jemand ihn kennen.
Matthew Stokoes Roman ist eine Herausforderung, sowohl unter dem Aspekt, all die ekelhaften, perversen Dinge, die darin geschehen, zu ertragen, als auch bezüglich der Herausforderung, über das Geschilderte nachzudenken. Jede Handlung, und sei sie auch noch so geschmacklos, hat letztendlich einen Sinn für die Handlung und die Entwicklung des Protagonisten.
Vielleicht ist gerade aus den genannten Gründen „Kühe“ ein literarisches Meisterwerk, wie man es selten zu lesen bekommt: Einerseits eklig, brutal und schonungslos, andererseits aber wunderschön und poetisch, philosophisch geschrieben. Das kann wahrlich nicht jeder: Hut ab, Mister Stokoe.

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Fazit: Eine Herausforderung für Magen und Gehirn. Eklig brutal und gleichzeitig wunderschön philosophisch. Ein literarisches Ausnahmewerk.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Steine von Tobias Bachmann

Erschienen als gebundene Ausgabe
im KOVD Verlag
insgesamt 124 Seiten
Preis: 15,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Horror, Mystery, Science Fiction

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Charles Laughton und sein junger Gehilfe untersuchen mysteriöse Vorgänge in Stonehenge. In drei Episoden, die am Ende ein Gesamtbild ergeben, erzählt Tobias Bachmanns eine spannende Geschichte über eine fremde Macht, die die Menschheit bedroht.

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Es gibt mittlerweile einige Autoren, die sich immer wieder auf literarischem Wege dem Vermächtnis des H.P. Lovecraft widmen. Tobias Bachmann ist einer davon, und ich möchte behaupten, er ist einer der Besten. In der vorliegenden Sonderausgabe aus dem KOVD-Verlag kann der Leser nach langer Zeit endlich wieder einmal die ersten veröffentlichten Geschichten des Autors genießen, bei denen man nicht einmal ansatzweise bemerkt, dass sie so ziemlich die ersten Stories sind, die sich Bachmann ausgedacht hat. „Steine“ beinhaltet mehrere Geschichten, die ineinander übergreifen und letztendlich ein Gesamtwerk ergeben, an das man sich noch lange erinnert. Der Autor versteht es meisterhaft, Lovecrafts Stil und die Atmosphäre seiner Geschichten auszudrücken, ohne sie jemals zu kopieren. Es macht unglaublich Spaß, wenn man sich in einer Stimmung verlieren kann, die der von Lovecraft in nichts nachsteht, aber dennoch einen eigenen Stil in Bachmanns Worten erkennt.

„Steine“ ist eine nostalgische Reise in eine literarische Zeit, in der man noch verstand, sich gewählt auszudrücken und in der Action weitaus weniger wichtig war, als eine unglaublich intensive Stimmung zu beschrieben. Wie gesagt, Tobias Bachmann, ist aus meiner Sicht einer derjenigen, der es meisterhaft schafft, seinem literarischen Vorbild Tribut zu zollen, ohne den eigenen Schreibstil zu vernachlässigen. Bachmann ist keine Kopie Lovecrafts, sondern eine eigene Stimme, die sich dem Werk des Idols verschrieben hat.
Zu der fantastischen Geschichte kommt in diesem Falle noch hinzu, dass diese edle Schmuckausgabe auf verspielte Weise der Thematik annimmt und das Geschriebene visuell umsetzt und unterstreicht, dass man immer wieder darin blättern mag. Sei es das verbrannte, fehlende Blatt in den Tagebucheinträgen, oder die verschiedenen Schriftarten, die eingesetzt werden. „Steine“ wird dadurch zu einem literarischen und optisch ansprechenden Leseabenteuer, das einen für ein paar Stunden alles um einen herum vergessen lässt. Die von mir besprochene Sonderedition ist mittlerweile vergriffen, aber der Verlag plant eine „Normalausgabe“, die mit Sicherheit dennoch wunderschön ausfallen wird.
So, genau so, muss eine Hommage an Lovecraft sein: Atmosphärisch, innovativ in der Umsetzung und, trotz seines Minimalismus, episch.

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Fazit: Atmosphärischer Ausflug in die Welt von H.P. Lovecraft in einer tollen Edelausgabe.

©2022 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Echo von Thomas Olde Heuvelt

Erschienen als Taschenbuch
bei Heyne
insgesamt 718 Seiten
Preis: 17,00 €
ISBN: 978-3-453-32098-7
Kategorie: Drama, Mystery, Horror

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Nick besteigt mit seinem Freund den Berg Maudit, der in der Schweiz liegt und über den so gut wie nichts bekannt ist. Sie spüren bereits beim Aufstieg, dass der Berg von einer unheimlichen Macht erfüllt wird. Als dann ein Unglück geschieht, wird nicht nur Nick in einen Sog des Grauens gezogen, sondern auch dessen Lebensgefährte Sam und immer mehr Menschen in seinem Umfeld …

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Da mich Heuvelts Roman „Hex“ schon extrem fasziniert hat, war ich natürlich gespannt, was er mit seinem neuen Roman abgeliefert hat. „Echo“ übertrifft „Hex“ sogar noch, denn der Autor hat das Thema des Bergsteigens in Verbindung mit den mystischen Eigenschaften örtlicher Legenden, die sich um solch einen Berg ranken, komplex und geradezu hypnotisch beschrieben, sodass man das Buch wirklich nur sehr schwer aus der Hand legen kann. Über 700 Seiten lang begleiten wir die Personen durch einen Albtraum, der Realität und Einbildung verschmelzen lässt. Für manch einen mögen die langatmigen Beschreibungen langweilig sein, für andere (und dazu zähle ich mich) ist es geradezu eine literarische Offenbarung, die der in den Niederlanden geborene Autor hier präsentiert. Heuvelt verbreitet von der ersten bis zur letzten Seite eine Atmosphäre, wie man sie selten so konsequent in Romanen vorfindet (am ehesten fällt mir da noch das grandiose Meisterwerk „Terror“ von Dan Simmons ein). „Echo“ ist wie ein Rausch, wie ein Sog, der seine Leserschaft unweigerlich mitzieht und nicht mehr loslässt.

Okay, zugegebenermaßen haben mich anfangs die eingestreuten englischen Ausdrücke (die ja mittlerweile zum größten Teil leider eingedeutscht sind) etwas gestört, aber im Verlaufe des Buches habe ich mich zum einen daran gewöhnt und zum anderen spiegelte es den Charakter des Protagonisten und auch die Stimmung dann doch auf ziemlich geniale Weise wider. Bei diesem Aspekt muss man sich einfach darauf einlassen. Und auch wenn man solcherart Denglish nicht mag, so schmälert diese Tatsache keineswegs die Spannung und die auf jeder Seite spürbare unheimliche Atmosphäre. „Echo“ ist ein literarischer Trip erster Güte, den man nicht mehr so schnell vergessen dürfte. Ich könnte mir das Ganze übrigens auch unheimlich gut als Verfilmung vorstellen. Heuvelt spielt hier mit der Sprache, bewegt sich trotz der umgangssprachlichen Elemente auf einem sehr hohen Niveau und beschreibt die Ereignisse mit einer bildhaften Sprache, die einen immer wieder in Erstaunen versetzt. Vor allem der Unfall in den Bergen hat mich vollkommen umgehauen. Ich konnte die Kälte und die Angst spüren, und das so intensiv, dass diese Zeilen manchmal sogar unangenehm wurden, so erdrückend war diese Situation geschildert. Diese Stelle(n) waren für mich Höhepunkte des Buches, die mich absolut in ihren Bann schlugen.

Was mir außerdem äußerst gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass „Echo“ ein Genre-Hybrid ist, der sich nicht um die gängigen Konventionen der Literaturrichtungen schert, die er behandelt. Heuvelt erzählt schlichtweg eine Geschichte und kümmert sich nicht darum, ob diese nun in die Kategorie Mystery, Horror oder Drama fällt. Hier zählt die Story und nicht das Genre. Und das macht „Echo“ auch aus, man weiß nie, was einen als nächstes erwartet, ob es die stürmischen Höhen des Berges sind, die Liebesgeschichte zwischen Nick und Sam, die Beziehung zwischen den anderen Personen, die mysteriösen Vorgänge, die Nick auslöst oder das seltsame Verhalten der Bergdorf-Bevölkerung. „Echo“ ist Literatur, wie sie sein sollte: überraschend, spannend, innovativ und flüssig zu lesen. Für mich eines der Jahreshighlights 2021, daher würde ich mich umso mehr freuen, wenn noch mehr Werke dieses Ausnahmeautors ins Deutsche übersetzt werden würden.

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Fazit: Unheimlich, mysteriös, spannend, melancholisch, poetisch. Ein literarisches Meisterwerk.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

The Living Dead – Sie kehren zurück von George A. Romero und Daniel Kraus

Erschienen als Taschenbuch
im Heyne Verlag
insgesamt 910 Seiten
Preis: 16,99 €
ISBN: 978-3-453-32066-6
Kategorie: Horror

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Überall auf der Welt erwachen Tote zu neuem Leben. Der Leser begleitet unterschiedliche Menschen bei ihren ersten Begegnungen mit dem Phänomen, bis sich ihre Geschichten zu einer verbinden.

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„The Living Dead“ ist ein außergewöhnlicher Roman und ein ehrgeiziges Projekt. Aus diesem Grund wollte ich die Meinung anderer Leser (und Fans) wissen und war erstaunt, und ehrlich gesagt auch ein wenig geschockt, wie schlecht dieser epische Zombieroman von manchen Lesern bewertet wurde. Vielleicht sollte man bei diesem Buch tatsächlich zuerst das ausführliche Nachwort lesen, um dieses ganze Vorhaben überhaupt zu begreifen, bevor man dem Roman Langatmigkeit und gar Langeweile vorwirft. Denn „The Living Dead“ ist alles andere als langweilig, sondern eine höchst akribische Auseinandersetzung mit dem Zombie-Thema, wie Romero dies gesehen und in seinen Filmen auch dementsprechend verarbeitet hat. Es wäre ein Hohn gewesen, hätte sich Daniel Kraus darauf eingelassen und einen reißerischen Roman verfasst, in dem es vorrangig nur um Blut, Gedärme und literarische Splatterszenen geht (wie wohl viele Leser erwartet haben.) Nein, Krause hat eine Geschichte entworfen, die ganz im Sinne von Romero ist, der viele Seiten und Fragmente vor seinem Tod noch selbst verfasst hat, aber leider keine Zeit mehr dafür fand, sein Zombie-Epos selbst fertigzustellen.

Die Familie Romero hat eine gute Entscheidung getroffen, Daniel Kraus zu engagieren, um das bombastische Projekt zu Ende zu führen. Kraus hat einen gehobenen Schreibstil, der die Zombie-Epidemie im Ganzen und einige Einzelschicksale im Besonderen hervorragend beschreibt und dabei immer die sozialkritischen Aspekte, an denen auch Romero sehr viel lag, betont. Herausgekommen ist weniger ein blutiges Horrorgemetzel als vielmehr ein durchdachtes und niveauvolles Endzeit-Drama, das neben der Action (die gibt es in der Tat, auch wenn manch ein Rezensent anderer Meinung ist) auch zum Nachdenken anregt und viele unschöne soziale Entwicklungen unserer Zeit behandelt. Es gibt immer wieder den ein oder anderen Satz, bei dem zustimmend nickt, während man ihn liest. Durch die beachtliche Länge des Werkes hat Kraus genügend Zeit mit der Charakterentwicklung, sodass man durchaus mit den einzelnen Personen mitfiebert. Was mit besonders gut gefallen hat, ist, dass Kraus sich damit beschäftigt hat, bestimmte Dinge und Empfindungen aus der Sicht der Zombies zu beschreiben. Auch dies macht nachdenklich, zumal sie in einigen Aspekten menschlicher wirken als die Menschen selbst. Dies ist aus meiner Sicht ein ungemein geschickter Schachzug, der die Grenze zwischen Gut (Menschen) und Böse (Zombies) verschwimmen lässt.

Kraus’ (und natürlich Romeros) Auseinandersetzung mit dem Ende der Welt, wie wir sie kennen, wird anscheinend von vielen genauso missverstanden wie die Filme Romeros. Nicht der blutige Horror ist es, der beschrieben werden soll, sondern die Entwicklung der Menschheit an sich. Die Zombies spiegeln eine gesellschaftliche Entwicklung wider, in der wir im Grunde genommen sogar bereits stecken. Und genau unter diesem Aspekt ist „The Living Dead“ ein erschreckendes Epos, das einem bedeutend mehr Angst einjagen müsste als fleischfressende Monster. Für mich ist der vorliegende Roman eine optimale Ergänzung zu Romeros Zombie-Universum und wird bei mir ewig in Verbindung mit den Filmen bleiben. Auch wenn viele anderer Meinung sein werden, für mich stellt „The Living Dead“ eine Zombieversion von Stephen Kings „Das letzte Gefecht“ dar, auch wenn man die beiden Romane eigentlich gar nicht vergleichen kann und sollte. „The Living Dead“ wirkt mit seinen 900 Seiten gewaltig nach, nachdem man es beendet hat. Wie gesagt, um den Ansatz, Aufbau und das Anliegen dieser Geschichte besser zu verstehen, sollte man vielleicht ausnahmsweise das Nachwort zu Beginn lesen, denn dieser Roman verbindet sich auf kongeniale Weise mit Romeros cineastischen Arbeiten. Kraus’ „The Living Dead“ war für mich ein beeindruckendes, gewaltiges Abenteuer, das ich nicht mehr vergessen werde und ein literarisches Erbe von George A. Romero bedeutet.

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Fazit: Beeindruckendes, sozialkritisches und gut konzipiertes Zombie-Endzeit-Drama in Sinne von Romero.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Tales of Cthulhu von Ralf Kor

Erschienen als gebundene Ausgabe
im Blutwut Verlag
insgesamt 268 Seiten
Preis: 29,99 €
ISBN: Privatdruck – ohne ISBN
Kategorie: Horror

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11 Kurzgeschichten, die ins Universum von H.P. Lovecraft entführen.

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Es gibt ja unzählige Anthologien, Kurzgeschichten und Romane, die sich mit dem Cthulhu-Mythos des legendären H.P. Lovecraft beschäftigen. Viele sind extrem gut gelungen, wie Malte S. Semptens „Dhormengruul“ oder Uwe Voehls & Jörg Kleudgens „Arkheim“, um nur zwei Vertreter zu nennen. Auch Michael Dissieux’ „Die Legende von Arc’s Hill“ zählt zu jenen Werken, die man an dieser Stelle nennen sollte. Und nun gesellt sich Ralf Kors „Tales of Cthulhu“ dazu. Der Autor, der eigentlich eher im Bereich Funcore unterwegs ist, liefert mit dieser Kurzgeschichten-Sammlung eine Art literarische „Geschichten aus der Gruft“ ab, bei denen man immer noch eine Folge „ansehen“ will. In einem wunderbar flüssigen Schreibstil beschreibt Kor äußerst stimmungsvoll und bildhaft skurrile Begebenheiten, die sich am Ende immer hervorragend in das Lovecraft-Universum einbetten und dennoch voller eigenständiger Ideen erstrahlen. Ich habe mich bei jeder Story absolut unterhalten und war tatsächlich traurig, als das Buch zu Ende war. Ich hätte mir gut und gerne die doppelte Menge an Geschichten vorstellen können.

Was mir an dieser Kurzgeschichten-Sammlung besonders gefallen hat, war die Symbiose zwischen Kors eigenem Schreibstil und der besonderen Atmosphäre Lovecrafts. In jeder Geschichte erkennt man beide Autoren. Interessant ist, dass jeder Story eine kleine Vorgeschichte über die Entstehung vorangestellt ist, so dass man tatsächlich einen schönen Bezug dazu bekommt. Ralf Kor hat sich mit „Tales of Cthulhu“ in mein Leserherz geschrieben. Ich hatte auch, ehrlich gesagt, überhaupt nicht damit gerechnet, dass Kors Humor in solcherart Geschichten passt, wurde aber schnell eines Besseren belehrt. Wie oben bereits erwähnt, passt genau dieser teils witzige Schreibstil auf geniale Art und Weise in das Universum von Lovecraft. Ich kann gar nicht sagen, welche Story mir am besten gefallen, denn jede einzelne besitzt einen eigenen Charme und eine hypnotische Atmosphäre. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich wahrscheinlich aufgrund der tollen Stimmung „Die wahre Geschichte über den Untergang der Insel Runghold“, „Tote leben länger“ und „Evergreen Village“ wählen. Oder vielleicht doch „Die Messias-Maschine“? Oder …? Es fällt wirklich schwer, denn die Qualität der Geschichten ist durchgängig hoch und jede passt perfekt ins Gesamtbild. Okay, was ich eigentlich damit sagen möchte, ist schlichtweg, dass ich noch weitere solcher Stories von Ralf Kor lesen möchte.

Auch wenn Ralf Kor H.P. Lovecraft niemals kopiert, erreicht er dennoch mit seinen Geschichten eine ähnliche Atmosphäre. Die Stories ziehen den Leser unweigerlich in seinen Bann und können mit einfallsreichen Wendungen und Enden/Auflösungen aufwarten. Die limitierte Sammlerausgabe aus dem Blutwut-Verlag ist sehr schön gestaltet und überrascht mit einigen, äußerst passenden Illustrationen von Detlef Klewer, die einige Szenen der Geschichten eindrucksvoll zum Leben erwecken. Insgesamt war „Tales of Cthulhu“ von Ralf Kor für mich eine außergewöhnliche Reise ins Lovecraft-Universum, die mich wirklich begeistert hat und die ich mit Sicherheit noch einmal antreten werde.

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Fazit: Wunderbare Kurzgeschichten, die im Lovecraft-Universum angesiedelt sind, aber dennoch eine erfrischende Eigenständigkeit besitzen.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Die leuchtenden Toten von Caitlin Starling

Erschienen als Taschenbuch
im FESTA Verlag
568 Seiten
14,99 €
ISBN: 978-3-86552-904-6
Kategorie: Horror, Science Fiction

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Gyre Price ist eigentlich gar keine professionelle Höhlenforscherin. Sie gibt sich aber dafür aus, um Geld zu verdienen, damit sie ihre verschollene Mutter suchen kann. Der Auftrag, den sie annimmt, führt sie in ein mysteriöses, verschachteltes Höhlensystem, wo sie schon bald der festen Überzeugung ist, dass jemand oder Etwas sie verfolgt. Em, die Auftraggeberin, hilft ihr so gut sie kann, mit Anweisungen, die sie über Funk gibt. Während Gyre mit Ängsten aus ihrer Vergangenheit konfrontiert wird, entdeckt sie, dass auch Em etwas verschweigt, das mit der Expedition zu tun hat.

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Schon durch den Klappentext wurde ich neugierig auf Caitlin Starlings Debüt „Die leuchtenden Toten“ neugierig. Meine Erwartungshaltung war dadurch recht hoch, umso überraschter war ich dann auch, dass mich die Geschichte absolut gepackt und mitgerissen hat. Starlings Schreibstil ist flüssig und obwohl letztendlich gar nicht so viel passiert, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. „Die leuchtenden Toten“ besitzt eine unglaublich intensive, spürbare Atmosphäre, die den Leser hautnah mit dabei sein lässt. Die auf dem Cover getätigten Vergleiche mit „Gravity“ oder gar „Der Marsianer“ kann ich ehrlich gesagt nicht ganz so nachvollziehen, vor allem der letztere hinkt irgendwie, von der Einsamkeit der Protagonistin einmal abgesehen. Ich habe hingehen vielmehr an die beklemmenden Filme der „Descent“-Reihe gedacht, denn Gyres Weg durch das Höhlensystem ist ähnlich unheimlich und gruselig. Die Dialoge zwischen Gyre und Em sind sehr authentisch und man hört praktisch während des Lesens in Gedanken den Funkverkehr der beiden. Das und die Gedanken der Protagonistin wirken so mitreißend, dass man schon sehr schnell die Welt um sich herum vergisst.

Die über 500 Seiten fühlen sich an wie 200, weil man nur so von Kapitel zu Kapitel springt, um zu wissen, wie es weitergeht. Auch wenn die Handlung nicht vollkommen undurchsichtig ist und man immer wieder einmal vermutet, wohin die Reise geht, so lässt einen die Höhlenkletterin nicht mehr in Ruhe. Man versteht ihre Überlegungen, kann sämtliche Ängste und Hoffnungen nachvollziehen und fühlt das mulmige Gefühl im Bauch auf nahezu jeder Seite. Starling ist eine ganz außergewöhnliche Atmosphäre gelungen, die für den ein oder anderen langweilig anmuten könnte, für viele jedoch Spannung pur bedeutet. Gerade die ruhige und unspektakuläre Erzählweise lässt die Leser das Abenteuer wie ein Traum unter Drogeneinwirkung vorkommen, der sich immer mehr zu einem beklemmenden Albtraum entwickelt. Wer Action sucht, wird hier vergeblich suchen, denn „Die leuchtenden Toten“ spielt sich vielmehr in der Gedankenwelt der Protagonistin ab. Es ist, wie bereits erwähnt, ein ruhiger Roman, der von seinen Monologen, Dialogen und der unheimlichen Atmosphäre inmitten der Höhlenwelt lebt. Echter Horror oder gar Splatter spielt absolut keine Rolle bei dieser Geschichte, das Grauen tritt in einer anderen Gestalt auf, nämlich als psychologischer Schrecken in einem selbst, den man folglich auch nur alleine bekämpfen kann. Für mich war „Die leuchtenden Toten“ genau das Richtige und ich könnte mir gut vorstellen, das Buch ein zweites Mal zu lesen, eben weil mich der Schreibstil und die Stimmung gleichermaßen begeistern konnten.

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Fazit: Beklemmender, ruhig erzählter Psychothriller, der ohne Action unter die Haut geht.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten

Das Grauen von Dunfield von William Meikle

Erschienen als Taschenbuch
im Luzifer Verlag
insgesamt 272 Seiten
Preis:  12,99  €
ISBN: 978-3-95835-569-9
Kategorie: Mystery, Horror

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Ein missglücktes Experiment in der Vergangenheit lässt immer wieder ein grauenvolles Wesen in Dunfield auferstehen. Eine Gruppe von Arbeitern, die den Ort verzweifelt vor einem Schneechaos retten wollen, müssen sich plötzlich einer ganz anderen, schrecklichen Gefahr stellen und nicht nur um ihr eigenes Leben, sondern auch das der Dorfbewohner kämpfen.

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Was das Cover verspricht, hält das Buch auch. „Das Grauen von Dunfield“ ist von der Atmosphäre her eine Mischung aus Stephen Kings „Shining“, Danny Boyles Endzeitfilm „28 Days Later“ und jeder Menge Anspielungen auf H.P. Lovecraft. Dennoch, und das ist das große zusätzliche Plus dieses Romans, geht William Meikle absolut einen eigenen Weg und verbeugt sich lediglich vor diesen Vorbildern. Meikle kopiert nicht, sondern schreibt in seinem ganz eigenen Stil von einer ruhigen Apokalypse inmitten eines Schneechaos, die über den kleinen Ort Dunfield hereinbricht. Es ist eine wirklich unglaubliche Stimmung, die der Autor in diesem Roman verbreitet und der man sich von der ersten Seite an nicht mehr entziehen kann. Der Schreibstil ist zudem sehr flüssig zu lesen und die Kapitel relativ kurz gehalten, so dass man immer noch ein paar Seiten liest, bevor man das Buch dann doch aus der Hand legt oder legen muss. „Das Grauen von Dunfield“ steckt voller liebevoller Anspielungen auf Bücher und Filme und würde selbst sehr gut als Film funktionieren.

Meikle verbindet sehr geschickt seine Handlungsstränge, die in verschiedenen Zeiten spielen, sich aber im Laufe der Geschichte immer mehr auf gewisse Art und Weise miteinander verbinden. Wer bluttriefenden Splatter in Buchform erwartet, wird hier vielleicht enttäuscht werden, denn Meikle legt (glücklicherweise) mehr Wert auf gute, liebevolle Charakterzeichnungen (die zwar nicht sehr tiefgehend sind, aber die Personen dennoch sympathisch und glaubhaft machen), Atmosphäre und mystischen Grusel. Diese Mischung ist es auch, die den Roman letztendlich ausmacht und zu einem sehr unterhaltsamen, vor allem kurzweiligen Leseabenteuer macht, das man auch gerne noch einmal liest. Ich muss noch einmal auf das grandiose Cover hinweisen, dass den „Geist“ des Buches hervorragend trifft und einem während des Lesens immer wieder in Gedanken erscheint.
„Das Grauen von Dunfield“ erinnert oftmals an Lovecraft selbst, könnte aber auch in manchen Passagen vom großartigen H.G. Wells stammen, wenn man genauer über die Erzählstruktur nachdenkt. Dennoch besitzt das Buch die eindeutige Handschrift von Meikle. Und auch wenn man an John Carpenters „The Fog“ denkt, wenn der Nebel auftaucht, so steckt etwas ganz anderes in Meikles Phänomen als in Carpenters Kultfilm. Durch diese Verweise erhält man als Leser aber zusätzlich tolle Bilder in seinem Kopf, die – wie oben bereits erwähnt – den Roman wie eine Art Film erscheinen lassen. „Das Grauen von Dunfield“ ist also wirklich ganz großes Kopfkino.

Meikle erklärt einiges, aber eben nicht alles, was dazu führt, dass das ganze Handlungsgerüst äußerst mystisch wirkt und einige Selbstinterpretationen zulässt, die den Leser, wenn er es denn zulässt, selbst nach Genuss des Buches noch beschäftigen. Das macht ein gutes Mystery-Horror-Buch aus: Wenn man nach der letzten Seite eigentlich nicht weiß, was gerade geschehen ist und darüber nachdenkt, um hinter das Geheimnis zu kommen. Genau diese Vorgehensweise erinnert an Lovecraft, denn auch bei seinen Geschichten bleibt vieles offen, obwohl man den Sinn hinter dem Ganzen durchaus versteht. „Das Grauen von Dunfield“ ist ein beeindruckender Horror-Roman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat. William Meikle hat mich vollkommen mit seinem Setting überzeugt und ich freue mich schon jetzt darauf, etwas Neues aus seiner Feder zu lesen. Für Lovecraft-Fans und Anhänger mystischer Gruselromane ist „Das Grauen von Dunfield“ unbedingt zu empfehlen, alle anderen werden überrascht sein, welch wunderbare, filmreife Bilder Meikle in ihren Köpfen erschafft.

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Fazit: Unglaublich atmosphärischer Mystery-Horror mit Lovecraft-Verbeugungen.

©2021 Wolfgang Brunner für Buchwelten